Die Müscheder Schule von 1945 bis zur Gegenwart
Nach
dem Kriege hatte sich für die Müscheder Kinder, was die
allgemeine Lernsituation betraf - abgesehen natürlich von punktuell
veränderten Lern- inhalten - zunächst nichts Wesentliches
verändert. Das Schulgebäude hat- te den Krieg unbeschädigt
überstanden, die vertrauten Lehrkräfte über- nahmen
wieder den Unterricht. Für einige Zeit konnte der Eindruck
auf- kommen, in Müschede bliebe alles beim alten.
1949
trat, wie schon erwähnt, Josephine Rüther ihren Dienst
an der Mü- scheder Schule an. Sie sollte, ebenso wie fünf
Jahre später "Altjung-lehrer" Josef Börger,
der zum Nachfolger des langjährigen Schulleiters Fritz Fabri
bestimmt wurde, über Jahre hinweg wesentlich die Erziehung
der Mü- scheder Mädchen und Jungen beeinflussen.
Da
der Beruf des Pädagogen, nicht zuletzt wegen der schlechten
Be- zahlung (knapp 250 DM/Monat) nicht sehr gefragt war, und es
ständig an Lehrkräften mangelte, überlegte die Gemeinde,
wie man langfristig Lehr- kräfte an Müschede binden könnte.
So beschloß der Gemeinderat im Jahre 1950, den Schulstandort
Müschede durch den Bau eines Lehrerdienst- hauses attraktiver
zu machen (Stadtarchiv Arnsberg, Akte 11/12). Auf dem ehemaligen
Schulland, das die Gemeinde früher im Tausch gegen den Kirchplatz
erworben hatte, wurde das Vorhaben verwirklicht. Die ursprüng-
lich geplanten Baukosten von 60.000 DM wurden zwar um gut 14.000
DM überschritten, aber man hatte ein Zeichen gesetzt und es
gelang, weitere Lehrkräfte für Müschede zu gewinnen.
Während dieses Problem verhält- nismäßig einfach
gelöst werden konnte, ließen die nächsten nicht
lange auf sich warten.
Das
alte Schulgebäude platzte aus allen Nähten. Die Schülerzahlen
stiegen Ende der 50er Jahre ständig an, und eine Erweiterung
des alten Schulge- bäudes war nur noch eine Frage der Zeit.
Nachdem die Finanzierung gesichert und die Schulaufsicht der Planung
zugestimmt hatte, faßte der Gemeinderat am 4.4.1961 den Beschluß,
einen Schulerweiterungsbau zu errichten; noch im gleichen Jahr wurde
mit dem ersten Bauabschnitt be- gonnen. Die Gemeinde brachte immerhin
200.000 DM von den veran- schlagten 680.000 DM Kosten als Eigenleistung
auf. Diese Summe wurde durch die teilweise Abholzung des gemeindeeigenen
Robergs aufgebracht. Das Ergebnis konnte sich dann auch im Jahre
1964 sehen lassen. Ein für die sechziger Jahre modern gestaltetes,
zweigeschossiges Schulgebäude mit 5 neuen Klassenräumen
und einer Pausenhalle, die an Größe den traditionellen
Aulen an den Gymnasien in nichts nachstand. Darüber hinaus
wurden jetzt auch räumliche Kapazitäten im alten Schulgebäude
frei, die für andere Zwecke genutzt werden konnten. Die Volkshochschule
mietete einen Raum an, in dem das damals neu gegründete Jugendblasorchester
proben und musizieren konnte. Ebenso wurde die neue Gemeindebibliothek,
vormals provisorisch in der Kirche untergebracht, dort eingerichtet
und zu einer festen, beliebten Einrichtung ausgebaut.
Rechtzeitig
vor der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975, wurde das Schulgebäude
durch den Anbau einer Turnhalle, die den Schulplatz zum Süden
hin in gelungener Architektur hofartig abschließt, komplettiert.
Ne- ben der regulären schulischen Nutzung bietet die Turnhalle
heute den ver- schiedenen Abteilungen des TUS 07 Übungsmöglichkeiten(Volleyball,
Kin- derturnen u.a.). So entstand im Laufe der Jahre ein Schulkomplex,
der, im Zentrum des Dorfes gelegen, ideale äußere Rahmenbedingungen
für die schulische Erziehung der Müscheder bot und natürlich
auch heute noch bietet.
Neben
den baulichen Neuerungen fand nach und nach auch ein innerer Wandel
der Schule statt, beginnend in den frühen sechziger Jahren.
Die einzelnen Reformen oder Reformversuche aufzuzählen oder
zu beschreiben, angefangen von dem Bemühen, die Mengenlehre
einzuführen, bis hin zu den heute üblichen Arbeitsgemeinschaften
(abgekürtzt: AG's) z.B. Thea- ter-AG, Foto-AG u.a. würde
den Umfang dieser Abhandlung sprengen. Ent- scheidend in diesem
Zusammenhang war jedoch das Schuljahr 1968/69, das maßgeblich
die Entwicklung der Volksschulen im allgemeinen und im besonderen
der Müscheder beeinflußte. Die zu diesem Zeitpunkt in
Kraft tretende Schulreform differenzierte die Volksschule in Grund-
(Klasse 1-4) und Hauptschule (Klasse 5-10). Nicht so sehr die damit
verbundene päda- gogische Erneuerung war - zunächst -
das grundlegende Kriterium, sondern die Tatsache, daß die
älteren Schüler nach dem Abschluß der 4. Klasse
(die Müscheder Schule war ja nun Grundschule) einen Schulortwechsel
in Kauf nehmen mußten. Wer weiter die Hauptschule besuchen
wollte, wählte zumeist die nächstgelegene, und das war
die St.-Petri-Schule in Hüsten. Es bedurfte einer gewissen
Gewöhnungszeit, bis die neue Situation so akzeptiert wurde,
wie sie war.
Nach
einem leichten Rückgang der Schülerzahlen in den letzten
drei Jahren ist für das Schuljahr 1989/90 erstmals wieder mit
einer Steigerung zu rechnen. Diese, im allgemeinen Trend liegende
positive Gesamtentwicklung sichert nicht nur die Arbeitsplätze
an unserer Schule, sondern letztlich die Existenz der Schule überhaupt.
Es bleibt in diesem Zusammenhang zu hof- fen, daß die Kinderfreundlichkeit
in unserer Republik kein Fremdwort wird, damit die Chronisten auch
noch in 50 Jahren von der Müscheder Grund- schule berichten
können.
Die
außerhalb des Elternhauses liegende vorschulische Erziehung
beginnt im Kindergarten. In Müschede stellte sich zunächst
konkret die Frage, wer Träger der Anfang der siebziger Jahre
von dem Gemeinderat geplanten Kin- dergarteneinrichtung werden sollte.
Verhandlungen mit der evangelischen und katholischen Kirche, die
anfänglich Zustimmung signalisierten, verliefen letztlich aber
doch ergebnislos. Der Gemeinderat beschloß deshalb den Bau
eines neuen Kindergartens in Eigenregie zu übernehmen. Von
der Familie Werthmann wurde das Grundstück erworben. Die üblichen
Hemmnisse konnten schnell überwunden werden, so daß der
Bau im Jahre 1974 den Müscheder Kindern zur Verfügung
gestellt werden konnte und bis heute im Durchschnitt 75 Kinder/Jahr
beherbergt hat.
Quelle: Dr. Fridrich Fabri,
Müschede - eine Chronik,
Kolpingsfamilie Müschede, 1989
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